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Der schwarze Hund

Es war Christnacht.

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Bis an die Fenster und darüber hinaus reichte der Schnee im Joglland und es wollte und wollte nicht aufhören zu schneien. So kam es bei einem Almbauern, dass draußen unaufhörlich die dicken Flocken vom Himmel fielen – und drinnen …?

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Drinnen in der Stube saß der Bauer mit seinen Knechten bei Tisch und spielte Karten. Immer leidenschaftlicher wurde das Spiel der Männer, immer erhitzter ihre Gemüter.

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Da ging die Türe auf und die Bäuerin betrat die Stube. »Was fällt euch ein?«, rief sie, »mitten in der Heiligen Nacht Karten zu spielen … ihr versündigt euch! Geht lieber mit mir in die Kirche. Die Christmette fängt bald an.«

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Der Bauer aber, der das Sagen unter den Männern hatte, kümmerte sich nicht groß darum. »Närrisches Weib«, maulte er, »lass uns unseren Frieden!«

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Wenig später kam die Bäuerin ein zweites Mal, doch die Männer lachten sie nur aus, prosteten einander zu und setzten ihr Spiel fort. Also musste die Frau schweren Herzens alleine losziehen.

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Bald darauf erklangen die mahnenden Glocken im Tal, weil die Mette anfing, und genau da sprang die Türe zur Stube ein drittes Mal auf. Starr vor Schreck starrten der Bauer und seine Knechte auf das, was sie zu sehen bekamen: ein riesengroßer, pechschwarzer Hund stand plötzlich vor ihnen, und seine Augen glühten wie Kohlen frisch aus dem Feuer.

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Der Hund ging auf die Männer zu, dann legte er eine Pranke auf den Tisch. Rauch stieg vom Holz auf, und als er die Pranke wieder wegnahm, war ein schwarzer Brandfleck zu sehen. Dann – so schnell wie es gekommen war – verschwand des Ungetüm wieder.

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So sehr man sich später auch bemühte – der Brandfleck im Holz des Stubentisches war nicht wegzukriegen. Der Bauer und seine Knechte aber hatten die Botschaft verstanden und spielten nie wieder Karten in der Christnacht.

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Märchenstunde
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