Der Teufelstein von Fischbach
Gleich nachdem Adam und Eva auf die Schlange gehört und die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis verzehrt hatten, gleich nach dem Sündenfall also, geschah es: Der Herrgott verbannte den Teufel, der hinter alledem steckte, und stieß ihn hinab in die Hölle.
Dort hielt Luzifer es eine Zeitlang aus, bestimmt mehrere tausend Jahre, dann aber überkam ihn doch die Sehnsucht nach der alten Heimat. Schließlich hatte er einst zur Seite Gottes gesessen und auf die Erde hinabgeblickt und nicht aus ihren feurigen Tiefen empor. Also stellte er sich vor die Himmelstür und begehrte Einlass. Und als der Gottvater tatsächlich öffnete, flehte der Teufel:
»Nimm mich bitte wieder auf! Ich möchte bei den Engeln im Himmel sein.«
Der Gottvater überlegte eine Weile, und weil es nicht seine Art war, einen Bittsteller sofort abzuweisen, sagte er: »Also gut, ich will dir eine letzte Chance geben. Wenn du es in der Christnacht – während der Heiligen Wandlung – schaffst, einen Turm zu bauen, der in den Himmel reicht, so will ich deinen Wunsch erfüllen.«
Der Teufel war zufrieden. Zwar schien die gestellte Aufgabe nicht einfach, doch machbar. Und sein Verlangen auf Erlösung aus der Höllenglut war so groß, dass er den Versuch wagen wollte. Also zimmerte er eine Kraxe, die er sich auf den Rücken schnallen konnte, und wartete auf die Heilige Nacht.
Als die Kirchenglocken den Beginn der Wandlung anzeigten, legte der Teufel mit aller Kraft los. Er flog zur Hohen Veitsch, packte einen Riesenstein, lud ihn auf und trug ihn quer durch die Lüfte – hin zur Fischbacher Alpe. Dort warf er den Stein nieder und flog ein zweites und drittes Mal. Rasch erkannte Luzifer, dass die Zeit nicht reichen würde, wenn er so weitertat. Ungeduldig lud er nun einen ganz gewaltigen Felsbrocken auf, der weit in den Himmel emporreichen würde – und genau da brach die Kraxe entzwei. Bebend vor Wut musste der Teufel das Tragegestell zusammennageln, erst dann konnte es weitergehen.
Genau da begannen jedoch im Tal die Kirchenglocken abermals zu läuten, die Wandlung war vorüber. Vor Zorn Feuer speiend schleuderte der Teufel seine Last zur Erde, dass sie dröhnte und Felstrümmer in alle Richtungen rollten. Die drei Steine aber, die er bis dahin auf der Anhöhe aufgeschichtet hatte, liegen heute noch dort und werden von vielen Menschen erklommen. Und der Berg trägt seit jener Christnacht diesen Namen:
Teufelstein.